Überlieferungen
Heiliges Bayer Land
Diese Werk ist deutsche Übersetzung von "Bavaria Sancta", in der ursprünglichen Fassung von Matthäus Rader. Maximiliano Rassler hat dieses dann ins Deutsche übersetzt und 1714 unter dem Titel "Heiliges Bayer Land" veröffentlicht.
Das Buch ist im Bestand der Bayerischen StaatsBibliothek enthalten und unter der Lizenz (CC BY-NC-SA 4.0) veröffentlicht.
Hier finden Sie den Link zum dem Werk in den Beständen der Bayerischen StaatsBibliothek.
Den Text über die Selige Edigna findet man im zweiten Band. Hier finden wir den folgenden Abschnitt über die selige Edigna.
Die Übersetzung aus der Frakturschrift erfolgte mit größtmöglicher Sorgfalt. Sollten sich dennoch Fehler eingeschlichen haben, freuen wir uns über entsprechende Korrekturhinweise.
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Heiliges Bayer Land
auß dem Lateinischen
R.P. MATTHAEI RADERI,
Auß der Gesellschaft
In die Deutsche Sprach übersetzt
Und
in gegenwärtigen Stand gebracht
R.P. MAXIMILIANO RASSLER
Eben bemelter Societet
Zweyter Theil
In sich haltend
Heilige vom Jahr Tausend bis auf Tausend
Sechs Hundert und Zwainzig.
Mit Benehmhaltung der Oberen,AUGSPURG
Auf Unkosten Johann Kaspar Bencards,
Druckts Joh: Michael Labhart Hochfürstl: Bischöffl: Buchdr.
Im Jahr Christi 1714, -
Register
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Von der seeligen Edigna - Seite 133
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Von der seeligen Edigna - Seite 135
Von der seligen Edigna / Jungfrauen.
Die seelige Edigna / Jungfrau / zu Buechen in Bayer-Land.
Anno Christi 1109. Aventin. Selender. Charta Buechens. Adlsreiter I.19.n.19.
Auß den offentlich zu Buechen/ einem Dorff in Bayern an der Amber von Fürstenfeld gegen über/ angehänckter alter Beschreibung ist abzunemmen/ es seye dise seelige Edigna aus Franckreich in Teutschland ankommen/ seye auß königlichem Geblüt entsprossen/ ja deß dasigen Königs Tochter gewesen. Geschicht aber anbey kein Meldung noch der Zeit/ noch wie diser König gehaissen. Es muß aber diser entweder Henricus der Erste/ oder Philippus auch der Erste gewesen seyn/ als welcher in eben dem Jahr mit Tod abgangen/ in welchem Eigna aus dem freywilligen Elend in das wahre Vatter-Land abgefahren/ nemlich/ im Jahr 1109. und 49. seines Reichs. Dan er 1060, seinem Vater Henrico noch gar jung/ und als ein Knab nachgefolgt: also hat Edigna entweder sein Schwester/ oder/ wan sie noch zimlich jung mit Tod abgangen/ sein Tochter seyn können: glaublicher aber scheint/ sie seye aus Henrico gebohren gewesen; doch ist noch für dises oder jenes gewiser Urkundt verhanden. Es ist auch nit ausser Acht zu lassen/ daß öfters die Geschicht-Schreiber vor Königliche Kinder außgeben/ welche selbigen nur mit naher Sipschafft zugethan gewesen/ gleichwie sie Richardum einen König nennen/ der noch König/ noch Königs Sohn gewesen/ wie indes heiligen Wunibaldi Geschichten bemercket worden. Lassen also dahin gestellt seyn/ ob Edigna ein Königliche Tochter oder Baase gewesen. Unterdessen redet die offentliche Tafel also von ihrem Strehl: "Diser Strehl (der alldorten aufbehalten/ gesehen/ und berührt kan werden) ist gewesen der seeligen Edigna einer Französin/ welche des Königs in Franckreich Tochter gewesen/ und für ihren Bräutigam Christum den HERRN in freywilliges Elend gezogen/ an disem Orth ruhet mit Zeichen und Wunder-Wercken berühmt.“ Hierauf wird auf einem Zettul ein schwärer Fluch deme angetrohet/ welcher sich unterstehen sollte disen Strehl von dannen hinweck zu nemmen. Ubrigens/ was von diser seeligen Junfrauen Raderus beybringt/ ist so untereinander vermängt und verwirrt/ daß wir nit darauß kommen können: wollen derowegen kürzer das jenige daher setzen/ was ordentlicher und deutlicher in den Bayerischen Jahr-Geschichten an oben angezogner Stell vorgebracht wird. Sie sagen dan: Edigna auß Königlichen Herkommen in Franckreich/ damit sie desto leichter und sicherer sowohl ihr Geschlecht als Tugend in Geheim halten könte/ seye in Bayern ankommen in einem frembden und gar schlechten Aufzug/ auf einen Bauren-Karren an den -
Von der seeligen Edigna - Seite 136
den 2 Ochsen gespannet waren; habe ihre Wohnung zu Buechen genommen/ in einer grossen holen Linden/ welche auf dreyfachen Stock noch heuriges Tags vor der Kirchen-Thür alldort zu sehen: welcher Baum ein sondere Krafft von der Jungfrauen angenommen/ nach dero Tod lange Zeit Oel von sich fliessen lassen/ welches den Kranken sehr heylsam gewesen: Es habe auch solches Wunder so lang gedauret/ bis endlich der Geitz solches ausgerrücknet/ indeme die Innwohner selbiges zu verkauffen sich unterstanden. An diesem Orth hat die H. Jungfrau ihr Leben und Fasten/ Wachen/ Betten/ Wainen/ GOtt loben in grosser Armuth und Abgang zugebracht. Die Benachbarte sagen beständig auß/ es geschehen noch stäts Wunder-Werck allda/ sie bringe das gestohlne wider/ haile alte Augen-Schäden/ Kopfwehe/ andere Schmerzen/ vertreibe die Kröpf/ Tibsucht/ Stein und Grieß; Erhalte die Gebährende bey dem Leben/ bewahre in schwären Fällen/ deß Bichs Suchten/ und was dergleichen mehr. So vil die Jahr-Schriften/ welchen nur noch beyzufügen/ es werden darum auch in beystehenden Bild ihr ein Glocken/ und Goggelhahn zugemahlet/ weilen so diser/ als jene ohne Menschens Zuthun sich vernemmen lassen/ als Digna ankommen; auß deme sie abgenommen/ dieser Orth sey ihr von GOTT zu ihrer Ruhe/ und seinem Dienst außerkohren. Ihr Leib wird heunt aufbehalten in einem gläsern/ durchsichtigen Kasten/ und ist sie in natürlicher Grösse unter den heiligen Jungfrauen Walpurga und Ursula allda abgemahlet. Selender will auß dieser H. Edigna und obenbeschribnen Aurelia zwey Schwestern machen: aber die Zeit des Lebens einer und der andern/ will solches nie zugeben/ indeme sie schier hundert Jahr von einander entfernet.