Edigna von Puch - Gestalt und Verehrung
Legende
Edigna war der Legende nach eine Tochter Heinrichs des I. von Frankreich (1031 – 1060), der mit Anna, der Tochter des Fürsten Jaroslav von Kiew (978 – 1054), verheiratet war. Es heißt, sie habe sich einer geplanten Heirat durch Flucht entzogen und sei nach Bayern gelangt, wo sie ein Bauer auf seinem Ochsenkarren mitnahm.
Auf dem Karren befanden sich auch ein Hahn und eine Glocke. Unterhalb des Dorfes Puch sollen die Tiere angehalten, der Hahn gekräht und die Glocke geläutet haben. Für Edigna war das ein Zeichen, dass Gott diesen Ort für sie auserwählt hatte. Edigna blieb, lebte bis zu ihrem Tod in einer hohlen Linde (neben der heutigen Kirche) und wurde bald als Wundertäterin verehrt. Soweit die Legende.
Erhebung der Gebeine
Eine erste Blüte der Verehrung Edignas in Puch begann mit der Erhebung der Gebeine um 1600. Seitdem werden sie auf dem ihr geweihten linken Seitenaltar verwahrt. Ein 1978 in der Kirche entdecktes Grab könnte zuvor ihre Grablege gewesen sein. Bei der Entfernung des barocken Plattenbodens im Altarraum war ein mit zwei Lagen Ziegelsteinen markiertes Feld zum Vorschein gekommen, das sich als früheres Grab erwies. Es muss sich ursprünglich hinter dem Altar an der Innenseite der Apsismauer befunden haben.
Überlieferung
Ein Zeitgenosse um 1600 – Matthäus Rader – reiht im 1624 erschienenen 2. Band seiner „Bavaria Sancta“ Edigna bereits unter die bayerischen Heiligen ein. Er beruft sich auf eine Tafel, die er in der Pucher Kirche vorgefunden hatte, und von der abzulesen ist, dass „Edigna aus Frankreich nach Deutschland gekommen – aus königlichem Blut entsprossen – für ihren Bräutigam Christum den Herren in freiwilliges Elend gezogen – an diesem Ort ruhet – mit Zeichen und Wunderwerken berühmt“. Am 26. Februar sei sie schließlich in das himmlische Vaterland gelangt.
Auf einem Gemälde über der Sakristeitür der Pucher Kirche, auf dem das Jahr 1650 vermerkt ist, ist die Ankunft Edignas in Puch dargestellt.
Ein Zeugnis für die Verehrung der Seligen geben zwei Altarflügel, die sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München befinden. Der eine befand sich in der Frauenkirche München worauf unter anderem Edigna in Nonnentracht mit Buch und Hahn dargestellt ist. Der zweite Altarflügel zeigt Edigna mit einem Bischof. Dieses Bild befand sich früher wahrscheinlich in der Kirche zu Puch.
Wallfahrt und Verehrung
Herzog Maximilian von Bayern hielt sehr an der katholischen Religion fest. Er propagierte Wallfahrten und unternahm diese auch selbst. Er hielt an der Vorrede des ersten Bands der „Bavaria Sancta“ fest in der es hieß: „Mit Fug und Recht handelst du, Herzog Maximilian, wenn du dir die Schar der Heiligen, die einst im bayerischen Land geboren oder dorthin gezogen oder dort gestorben sind, angelegen sein lässt, damit sie dir und dem Volk Schutz verleihen…“
Dies gilt auch für die selige Edigna. Einige Votivtafeln geben Zeugnis von ihr als Helferin. Sie wird bis heute angerufen – als Viehpatronin, in Problemen des Alltags, bei Unglücksfällen, zur Wiedererlangung verlorener oder gestohlener Sachen und bei Krankheit. Ihre Verehrung ist in zahlreichen Orten bezeugt und zeigt sich in den jährlichen Wallfahrten vieler Gemeinden zur Pucher Kirche wieder.